Unter anderem durch die Google-Torte für das erste Google-Street-View-Dorf (bereits 2010) oder durch die unterschiedlichen zwei Service-Counter in der Tourist-Information - an dem einen wurde man geduzt, an dem anderen gesiezt, jeder Gast entschied selbst - wurde ich neugierig auf Oberstaufen im Allgäu.
Und die ein oder andere beeindruckende Rennradtour gibt's hier auch.
Soviel vorweg: den "Du"-Service-Counter gibt es nicht mehr in der Tourist-Information. Wohl aber noch die Fragen der Gäste nach dieser Ansprache. Die Mitarbeiter heute kennen diese Situation der zwei unterschiedlichen Counter selbst auch nur noch vom Hörensagen.
Und von der Google-Torte ist auch nichts übrig geblieben.
Gut so! Denn ich bin ja hier, um eine Rennradrunde zu probieren, keine Torten.
Zu Gast bin ich bei Silvia, die mir die besten Tipps für meinen kurzen Aufenthalt in Oberstaufen geben kann. Angekommen am späten Nachmittag möchte ich gleich auf's Rad und drehe eine kurze "Feierabendrunde" von Oberstaufen zum Großen Alpsee und zurück: gute 30 km mit noch nicht mal 300 hm. Zum Akklimatisieren ganz gut.
Umgeben von Bergen und Wiesen lässt sich hier am See entlang nicht nur gut mit dem Rad fahren, auch ist er ein gutes Segel- und Surfrevier.
Am nächsten Tag geht's dann aber "richtig" auf's Rennrad. Die Runde wird nochmal kurz mit Silvia durchgesprochen und für mich optimiert 😉.
Erst führt der Weg von Oberstaufen hinab nach Aach - ich kann super rollen lassen. So darf es gerne weitergehen.
Doch weit gefehlt. Der erste kleine Anstieg folgt bei Krumbach/Vorarlberg und wird oberhalb des Ortes mit einem tollen Ausblick belohnt. Hierfür wurde extra eine Bushaltestelle mit einer außergewöhnlichen Aussichtsplattform ergänzt. So habe ich das zum ersten Mal gesehen.
Krumbach ist bekannt für seine "Wartehüsle".
Diese Bushaltestelle, entworfen von einem Japaner, soll den offenen Dialog mit der Natur ermöglichen. Inmitten der Stahl- und Holzstangen führt eine gewendelte Treppe nach oben.
Auf den Bus warten möchte ich nicht, also führt der Weg weiter nach Hittisau im Bregenzerwald. Bis hierher geht's mir (noch) richtig gut. Voller Tatendrang biege ich im Ort links ab, aus Hittisau raus und den Berg hinauf bis zur Abzweigung nach Sibratsgfäll.
Umdrehung für Umdrehung kurbele ich den Anstieg hoch. Vor jeder Biegung hoffe ich, dass doch endlich die Höhe erreicht ist. Hinter jeder Biegung wird diese Hoffnung zunichte gemacht.
Doch dann ist auch dieser Anstieg geschafft und ich rolle in den Ort, der im Mai 1999 eine Naturkatastrophe erleben musste. Aufgrund extremer Niederschläge setzten sich am Rindberg in Sibratsgfäll 170 Hektar Wald und Wiesen in Bewegung, rutschten in hoher Geschwindigkeit weg und rissen 20 Häuser mit. Noch immer wird die Gemeinde von Geologen beobachtet und die Erdbewegungen verfolgt.
Mein Weg führt mich weiter den Rindberg entlang zum Hirschgrund. Irgendwo überfahre ich wieder die Grenze nach Deutschland ohne es zu merken. Es dauert viele Kilometer, bis ich endlich - über den Weiler Rohrmoos (zu Oberstdorf gehörig) Richtung Obermaiselstein abbiegen kann. Schattige Wälder, herabstürzende Bäche und schließlich die Starzlach, welche kühle Luft "zufächert", machen die Mittagssonne erträglich.
Drei Mal werden wir Radfahrer gebeten, auf dieser Strecke wegen Straßenarbeiten abzusteigen. Zwei Mal kommt es mir zupass, da ich blöderweise mal wieder mit Krämpfen zu kämpfen habe und durch das Gehen die Muskulatur wieder gelockert wird.
Bei Obermaiselstein geht's schon fast in den Endspurt, die Runde ist bald geschafft. Eigentlich würde ich mir gerne die Sturmannshöhle hier anschauen, aber auch möchte ich die Runde jetzt finalisieren.
Also lege ich alles in den Endspurt, komme schließlich nach Immenstadt und wieder zum Alpsee. Und diese Strecke ist mir ja noch bestens bekannt vom Abend vorher. Wissend, was mich auf den letzten Kilometern bis Oberstaufen erwartet, fliege ich geradezu wieder nach Oberstaufen ein.
Und schließlich genieße ich nach getaner Runde den Abendhimmel über Oberstaufen. Ein schöner Abschluss eines schönen Rennrad-Tages.
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