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Von Geschwindigkeiten, Nebelfiguren und Erzbischöfen

 

 

Manche mögen der Meinung sein, eine Teilnahme am Mondsee-Radmarathon sei der Herausforderung für diesen Renntag genug.

Nicht so bei uns.

Ein Besuch der Mozartstadt Salzburg ist ein Muss!

 

Aber von Beginn an.

Die Räder sind gut verstaut, die Anreise ins Salzkammergut kann am frühen Vormittag losgehen.

Wir hoffen, gut durchzukommen - und eventuell noch am gleichen Tag eine kleine Radrunde drehen zu können.

 

 

Schon sind die Berge in Sicht.

Man könnte meinen, dass es nun nicht mehr lange dauern sollte. Wenn denn dort der erste Stau rund um München nicht wäre.

Kurz: die "kleine" Radrunde an diesem ersten Tag findet nicht mehr statt, dafür aber.....

 

 

....ein Wiedersehen mit Freunden, ein Ankommen bei tollen Gastgebern, ein fulminantes Abendessen vor genialer Kulisse.

 

Blick von der Gartenterrasse des Aichingerwirtes
Blick von der Gartenterrasse des Aichingerwirtes

 

 

Einrollen.

Und endlich: am nächsten Tag können wir bei tollem Wetter unsere wunderschöne - und auch längere - Einroll-Radrunde rund um Attersee und Mondsee drehen.

 

Pause an der Marina in Seewalchen am Attersee
Pause an der Marina in Seewalchen am Attersee
Basilika St. Michael, Mondsee
Basilika St. Michael, Mondsee

 

Die Wetterfrösche haben es bereits vorhergesagt: dieser strahlend blaue Himmel soll uns nur heute so gegönnt sein. Bereits am frühen Abend öffnet der Himmel seine Schleusen und gibt wirklich alles. Wir sind gerade unterwegs nach Fuschl zu einem Treffen mit Marcel Wüst. Auf dem Weg dorthin suchen wir Schutz am Waldrand ob des starken Hagelschauers: Hagel oder Äste, die runterkommen - was ist wohl das kleinere Übel? Beides ist irgendwie nicht lustig.

Der nächste Tag wird zeigen, wie und ob das Auto unbeschadet davongekommen ist (dies vorweg: ist es nicht).

 

30. Mondsee-Radmarathon

Dann endlich ist es soweit:

Zum 30. Mal findet der Mondsee-Radmarathon in diesem Jahr statt.

Zum 3. Mal bin ich dabei und starte wieder die 75 km-Runde.

Meine 2. Teilnahme in 2015, als Marcel Wüst mit mir 😉 über die Ziellinie fuhr, habe ich hier für Euch ja schon im letzten Jahr zusammengefasst.

 

Die Starter der längeren Strecken über 200 bzw. 134 km sind bereits seit mindestens einer Stunde unterwegs, während wir erst um 08.25 Uhr über die Startlinie rollen.

 

Fertig für Tour C, 75 km
Fertig für Tour C, 75 km
Gleich geht's los! Die Spannung steigt. Geniale Atmosphäre. Leichte Anspannung, bis man endlich auf dem Rad sitzt und in die Pedale tritt.
Gleich geht's los! Die Spannung steigt. Geniale Atmosphäre. Leichte Anspannung, bis man endlich auf dem Rad sitzt und in die Pedale tritt.

 

Die Runde macht mächtig Spaß. Auch wenn zu Beginn der Regen nicht hätte sein müssen. Doch irgendwann bin ich wieder trocken, kurbele die 400 Höhenmeter Umdrehung für Umdrehung, gönne mir an der Labstation nach ca 40 km hinter Bad Ischl sogar mal eine kleine Rast - und erreiche wieder mein Ziel:

 

Nämlich sturzfrei und nicht als Letzte in Mondsee wieder anzukommen 🚴 👍.

 

Im Ziel angekommen! Großartig!
Im Ziel angekommen! Großartig!

 

Zügig geht's mit dem Rad zurück zur Unterkunft. Rasch werden die Radklamotten mit Wanderkleidung getauscht. Denn: das soll es noch nicht für heute an sportlicher Betätigung gewesen sein!

 

Nebelgeister

Weiter geht's erst mal mit der Kabinenseilbahn von St. Gilgen aus zum Zwölferhorn über dem Wolfgangsee. Der Ausblick ist nicht gerade berauschend. Je höher wir kommen, desto weniger sehen wir von unserer Umgebung.

 

Auf dem Weg zum Zwölferhorn, 1.521 m
Auf dem Weg zum Zwölferhorn, 1.521 m

 

Unter anderen Umständen kann man von hier aus tatsächlich den Dachstein sehen.

Auch ist das Zwölferhorn ein beliebter Startplatz für Gleitschirmflieger, die hier gegenüber dem Schafberg und mit einem sonst sicherlich traumhaften Blick über den Wolfgangsee die ca 1.000 m Höhendifferenz hinabgleiten können.

 

Am Zwölferhorn angekommen
Am Zwölferhorn angekommen

 

Doch nicht Paragleiter machen sich auf den Weg hinab bei diesem Nebel, sondern vier Wanderer, die auch mal den Weg über den Elfenstein hinab zur Sausteigalm regelrecht suchen müssen.

Alle Tourenbeschreibungen haben "wunderbare Blicke über den Wolfgangsee" zum Inhalt. Wir dagegen sind froh, die nächsten zehn Meter den Weg zu erkennen.

 

Lost.
Lost.

 

Im Nebel hört man das Läuten von Kuhglocken.

Doch: auf der Suche nach dem richtigen Weg der Wanderstrecke 855 hinab nach St. Gilgen queren nicht Kühe, sondern Pferde plötzlich unseren Weg. Als seien sie froh, uns zu sehen, kommen sie direkt auf uns zu, recken neugierig ihre Nüstern in unsere Rucksäcke und wirken richtig zutraulich.

 

Wie Geister aus dem Nebel
Wie Geister aus dem Nebel

 

Wir werden fündig, kommen auf den richtigen Weg, der durch die feuchten Steine und das nasse Gehölz Konzentration und Trittsicherheit abverlangt. Mehr rutschend als wandernd, da ich doch etwas müde und unkonzentriert bin (welch Wunder - schließlich habe ich mal gerade so am Morgen ein kleines Radrennen absolviert), erreiche ich die Sausteigalm und freue mich auf ein Häferl heißen Kaffee, nasche am leckeren Kaiserschmarrn der Mitwanderer, bevor wir schließlich den einstündigen Abstieg über einen breiten Fahrweg durch Regen hinab nach St. Gilgen antreten.

 

Stellt sich die Frage, wer heute Nachmittag wohl eher als Nebelgeist aufgetreten ist: Die mit Kuhglocken ausgestatteten und daher als Kühe vermuteten Pferde, die aus dem Nichts plötzlich auftauchen? Oder die vier Wanderer, die wegsuchend über nasses Gehölz durch den Nebel rutschen?

 

Salzburg

Am nächsten Tag wird unsere Geschichte der "Spezialisten unterwegs" fortgeschrieben.

 

Wir finden zwar sofort den P+R-Platz südlich von Salzburg, kommen auch super mit dem ÖPNV direkt und schnell in das Stadtzentrum. Merken aber erst hier, dass der eine eine Spiegelreflex-Kamera ohne Speicherchip dabei hat, während die andere vergessen hat, das Akku ihrer Kamera voll zu laden bzw. der Ersatzakku auf dem P+R-Parkplatz vor den Toren Salzburgs liebevoll wartet.

 

Chip wird gekauft. Restakku gnadenlos genutzt. Es kann losgehen mit der Eroberung Salzburgs.

 

Da wir die Stadt schon aus früheren Besuchen kennen, entscheiden wir uns, nach einer Runde an vielen Mozartkugeln und Stiegl-Gastronomien vorbei, mit Abstechern zum Dom und zur Festung, heute mal den Fokus auf den Teil Salzburgs rechts der Salzach zu legen.

 

Residenzplatz
Residenzplatz
Die Deckengemälde im Hauptschiff des Salzburger Doms
Die Deckengemälde im Hauptschiff des Salzburger Doms
Im Hintergrund der Mönchsberg-Aufzug. In 30 Sekunden rauf auf den Stadtberg
Im Hintergrund der Mönchsberg-Aufzug. In 30 Sekunden rauf auf den Stadtberg
Auf dem Weg zur Festung Hohensalzburg der Blick zurück über die Stadt
Auf dem Weg zur Festung Hohensalzburg der Blick zurück über die Stadt
Am Aufstieg zur Festung
Am Aufstieg zur Festung

 

Inmitten des Salzburger Kapitelplatzes erkennt man die mit fünf Metern Durchmesser vergoldete Kugel. Eine Skulptur von Stephan Balkenhol. Die Skulptur heißt "Sphaera" und ist 3,5 Tonnen schwer und 8,8 Meter hoch.

Und oben auf der Kugel: Steht ein Mann.

 

Die Skultpur gehört zum Projekt: Kunst im öffentlichen Raum

 

Kapitelplatz südlich des Salzburger Doms
Kapitelplatz südlich des Salzburger Doms
Sphaera
Sphaera

 

Dass nicht nur bei mir zu Hause in den letzten Tagen wieder und am Samstag im Salzkammergut viel Regen heruntergekommen ist, zeigt auch der Wasserstand der Salzach,

die auch einiges an Gehölz uvm mitführt.

Über die Staatsbrücke gelangen wir also in den Teil Salzburgs rechts der Salzach. In einer Querstraße zur Linzer Gasse stärken wir uns im Coffee House Bruderhof - eine tolle location!

 

Diese Stärkung war bitter nötig, denn die folgende kleine Wanderung auf den Kapuzinerberg hat's in sich. Nicht nur die Steigung, die wir hinauf müssen fordert uns, es ist zudem ziemlich schwül und auch ist die Ausschilderung der Strecke abenteuerlich (falls überhaupt Wegweiser angebracht sind).

Doch wir Geographen 😎 finden den Weg und erreichen nach dem Aussichtspunkt "Bayrische Aussicht" tatsächlich das Franziskischlössl.

 

Oben! 636 m
Oben! 636 m

 

Das Franzisikischlössl wurde während des 30-jährigen Krieges von Erzbischof Paris von London errichtet und war Teil einer Wehranlage. Es ist dem heiligen Franziskus gewidmet.

 

In Friedenszeiten wurde das Franziskischlössl auch als Jagdschloss genutzt. Heute beherbergt es das Wiazhaus, in dem traditionell österreichische Hausmannskost genossen werden kann. Zudem dient es als Eventlocation.

 

 

Franzisikischlössl
Franzisikischlössl

 

Wir machen uns weiter auf den Weg, wieder bergab, auf die Suche nach der "Stadtaussicht", die es hier an einem der Wege auf dem Kapuzinerberg geben soll. Nach einigen Irrungen und Wirrungen, über Wege - schon wieder - mit nassen Gehölz und undurchsichtiger Ausschilderung, macht sich plötzlich dieser Blick auf die Festung auf.

Das morsche Geländer hier an dieser Stelle ist durch Absperrband "gesichert". Der Aussichtspunkt "Stadtsicht" ist durch die Bäume und Pflanzen fast ganz zugewuchert.

 

In der Karte ist dieser wunderschöne Platz zwar noch verzeichnet, aber irgendwie wirkt er wie ein vergessenert Ort. lost place.

 

"Stadtsicht"
"Stadtsicht"

 

Auch vom Basteiweg, der entlang der alten Befestigungsmauern im Süden und Osten des Kapuzinerberges verläuft, bietet sich ein fantastischer Blick über Salzburg.

 

 

Und zum Abschluss ist der Besuch des Mirabellgartens natürlich ein Muss.

Diese Gartenanlage des Schlosses Mirabell, auch in der rechten Altstadt, wurde im Auftrag von Fürsterzbischof Johann Ernst von Thun bereits ab 1687 in Auftrag gegeben und seitdem nur teilweise verändert.

 

Mirabellgarten mit Blick auf die Festung
Mirabellgarten mit Blick auf die Festung

 

Und direkt daneben: der wohl älteste Zwergelgarten Europas 😀.

Diese Salzburger Zwergel wurden auch 1690 im Auftrag des Erzbischofs gestaltet und bestehen aus weißem Marmor.

Kleinwüchsige Menschen waren zu Zeiten der europäischen Fürstenhöfe Teil des Hofstaates und für ihre Loyalität und Treue sehr geschätzt.

 

Zwei der ursprünglich 28 Zwerge
Zwei der ursprünglich 28 Zwerge

 

Es heißt nun wieder "Servus" sagen - zu Salzburg, zum Mondsee, zum Salzkammergut, zu den Gastgebern, zu den Reisebegleitern.

Und "Danke" sagen für eine wieder ereignisreiche, harmonische, spannende, wunderschöne Zeit.

 

Aber nicht bevor ich nochmal am Fuschlsee vorbei geschaut habe - den ich bereits aus Kindheitszeiten kenne und in Erinnerung habe - und den genialen Blick über den Wolfgangsee festgehalten habe.

 

Fuschlsee
Fuschlsee
Wolfgangsee
Wolfgangsee

 

Servus.

 

Bis zum nächsten Mal!

 

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