Das erste Radsportcamp mit Marcel Wüst vor fünf Jahren hier in Kell am See im Hunsrück hatte ich seinerzeit "nur" organisiert. Noch im Rahmen dieses Camps fiel meine Aussage, dass ich NIE Rennrad fahren würde.
Irgendwie ist alles anders gekommen.
Nach fünf Jahren reise ich wieder im September 2015 zum Radsportcamp nach Kell am See. Dieses mal wird Heike Wüst das Camp mit begleiten. Mein Rennrad (zwischenzeitlich bereits mein zweites - von wegen NIE Rennrad) habe ich mit im Gepäck. Organisieren musste ich dieses Mal nichts, das haben die Kollegen/innen der Radhelden Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Jedermann-Team der Casa Ciclista für uns übernommen.
Ich darf heute nur dabei sein!
Die ersten Teilnehmer sind schon am frühen Freitagnachmittag angereist und können sich beim Indoor-Cycling in der Hochwälder Radstation des Hotels schon mal richtig verausgaben. Sie kommen (fast) aus der ganzen Republik, vornehmlich NRW, BaWü, RLP und Saarland.
Ich komme etwas später nach und - kaum angekommen - treffe ich schon auf die Akteure, die dieses Wochenende und die Touren auch mit ausgeheckt haben: Neben Heike vom Casa Ciclista-Jedermann-Teams sind dies Michael, unser Gastgeber für dieses Wochenende, und Erich, unser Guide.
Hoffnungsvoll frage ich nach, ob denn der zweite Guide heute Abend noch zu uns kommt oder erst am nächsten Morgen? Schließlich wurde mir bei Anmeldung und Bestätigung dieser versichert, dass es eine Cappuccino-Gruppe für die weniger starken und kraftvollen Rennradfahrer unter uns geben wird. Und schließlich weiß ich von der Leistungsstärke einiger anderer Teilnehmer an diesem Radcamp, nicht wahr, Thomas, Florian, Peter, Heike.....?
Ok - ziemlich schnell merke ich ob der mir entgegengeworfenen Blicke auf meine Frage hin - es kann nur einen Guide geben: Erich!
Direkt zu Beginn schon mal ein ganz großes Dankeschön an unseren Gastgeber Michael, der uns mit einem ganz besonderen "Fahrradkörbchen" überrascht:
Das "Hallo" - nach dem Einchecken und der Zimmer-Okkupation - an der Bar ist groß. Fast alle kenne ich bereits, da sie auch im Jedermann-Team der Casa Ciclista mit dabei sind.
Nach dem Abendessen geht es für mich früh zu Bett: Da es keinen zweiten Guide gibt, muss ich Kräfte sammeln für das, was mich da wohl am nächsten Tag erwartet.
Erst mal erwartet mich am nächsten Morgen ein leckeres, ausgiebiges Frühstück:
So gestärkt, den Himmel vom Frühstückstisch aus immer feste im Blick, in der Hoffnung, dass die Wolken und der Regen weiterziehen und uns eine trockene Radtour bevorsteht, treffen wir schließlich alle weiteren Vorbereitungen.
Die Räder werden gecheckt, die Luft geprüft, die Route nochmal besprochen. Sie soll über die höchste Erhebung von Rheinland-Pfalz, den 816 m hohen Erbeskopf, welcher inmitten des Nationalparks Hunsrück-Hochwald liegt, führen. Trotz ausreichend Schlaf, trotz ausgiebigem Frühstück vermute ich doch, dass ich dieser Herausforderung heute nicht gewachsen bin. Für alle Fälle laden wir einen zweiten Track als Alternative runter: Heike wird dann doch eine Cappuccino-Gruppe über eine Strecke, welche den Erbeskopf umfährt, führen. Ziel ist, dass sich dann die gesamte Gruppe wieder Mittags am Bostalsee zum gemeinsamen Essen trifft.
Da uns das mit dem Wetter nicht so ganz geheuer ist, bietet Michael uns an, dass - für den Fall, dass wir patschnass werden sollten auf unserer Runde - er uns trockene Kleidung zum Bostalsee bringt. Damit wir also vorbereitet sind, packen wir alle eine zweite Garnitur Radklamotten zusammen. Anruf genügt - und Michael wäre dann zur Stelle. Super Service. Danke!
Es kann losgehen!
Vorher wird natürlich noch das obligatorische Gruppenbild gemacht, bevor wir über den Ruwer-Hochwald-Radweg auf die Strecke gehen.
Es geht zügig los in Richtung Hermeskeil. Das Wetter spielt mit, bewölkt, aber kein Regen!
In Reinsfeld verlassen wir den Radweg und möchten weiter Richtung Beuren, merken aber noch rechtzeitig, dass wir zwei Mitradler "verloren" haben und diese die Abzweigung vom Radweg wahrscheinlich nicht mitbekommen konnten. Somit wird ein Suchtrupp losgeschickt, der Rest wartet …
.... und wartet.
Bevor jetzt ein Suchtrupp nach dem Suchtrupp losfährt, entscheiden wir, geschlossen zurück zum Radweg zu fahren.
Wir haben uns schließlich wieder alle zusammengefunden, folgen nun weiter dem Ruwer-Hochwald-Radweg, den wir später dann in Richtung Rascheid verlassen. Die Strecke führt uns über die Hunsrückhochflächen mit immer wieder tollen Ausblicken.
Bevor wir durch Rascheid runter in die Dhronecker Mulde fahren, schweift der Blick nochmal nach Osten über Geisfeld.
Die Abfahrt ist genial. Angekommen sind wir nun in der Drohnecker Mulde. Wenige Kilometer später trennen sich die Wege der Cappuccino-Gruppe von den "Erbeskopf-Bezwingern". So jedenfalls der Plan.
Während noch das gps für die Alternativroute gestartet wird, erfolgt schon die Planänderung: "Wir sind doch ein Team! Wir fahren gemeinsam weiter!" Den Erbeskopf möchte man dann zu einer anderen Tour bezwingen. Alle schließen sich somit der Cappuccino-Tour an.
Nun denn - ist gut gemeint. Und noch besser gemeint ist auch, dass man mir nun etwas Vorsprung lässt und ich schon mal den Weg rauf nach Geisfeld lossprinte.
Und dies ist jetzt auch mein Fehler: Die Cracks im Nacken meine ich, ich müsste die Steigung schnell angehen. Bald merke ich den Fehler. Die Gruppe holt auf, überholt und ich kann nicht mithalten, weil ich meine Körner schon verschossen habe.
Im Stich gelassen werde ich nicht. Das Team schiebt mich hoch nach Geisfeld. Danke dafür!
Dennoch: etwas Frust macht sich breit. Dass ich es nicht alleine geschafft habe. Aber oben angekommen, rolle ich erst mal weiter mit in Richtung Hermeskeil.
Mein Entschluss reift, setzt sich fest, wird formuliert: In Hermeskeil klinke ich mich aus. Werde die Runde über den Bostalsee nicht mit bestreiten. Und da ich jetzt aussteige, habe ich mir das leckere Mittagessen am Bostalsee auch gar nicht verdient.
Das Team fährt die komplette Tour mit folgendem Höhenprofil:
Routenplanung (Quelle: Florian G. :-))
Ich dagegen biege - leicht gefrustet ob der blöden Tagesform und der mangelnden Kondition - in Hermeskeil wieder ab auf den Ruwer-Hochwald-Radweg in Richtung Trier. Genieße die Landschaft, gönne mir eine kleine Pause.
Wieder in Reinsfeld fällt mir das Indianerdorf direkt am Radweg auf. Daneben direkt ein Pavillon, welches auch größere (Rad)Gruppen zur Rast beherbergen kann.
Nach etwas über 50 km bin ich schon wieder zurück im Hotel. Durchgefroren, gefrustet peppelt mich Michael mit einer guten, starken Tasse Kaffee erst mal wieder auf.
Während der Rest des Teams über den Bostalsee die Runde am Nachmittag fertig bis nach Kell dreht, besuche ich Freunde in der Umgebung und "lasse mich trösten" :-).
Abends dann geht es mir ob des genialen Abendessens, welches wir uns einfach Alle verdient haben, wieder richtig gut!
An diesem Morgen entscheiden wir uns direkt, zwei Gruppen zu machen. Die Jungs fahren mit Erich eine kleine, schöne, anstrengende Runde. Die Mädels fahren mit Heike den Ruwer-Hochwald-Radweg runter an die Mosel.....und wieder rauf nach Kell.
Das Höhenprofil und die Runde der Jungs ist wie folgt:
Runde Tag 2. (Quelle: Florian G.)
Die ersten Kilometer rollen wir aber alle gemeinsam über den Ruwer-Hochwald-Radweg Richtung Mosel.
Es fährt sich prima. Bis auf einen kleinen Schreck zu Beginn der Runde: Anja aus dem Team sieht sie kommen, kann aber nicht rechtzeitig reagieren.....und verschluckt die Biene, die im Anflug war. Wow - alles ist gut, kein Stich, keine Schwellung der Luftröhre.... weiter geht's!
Wir Mädels fahren die 35 km bis Ruwer durch. Zurück geht's die gleiche Strecke wieder nach Kell am See. Wer die im Schnitt 1 % Steigung rauf nach Kell nicht mit dem Rad fahren möchte, kann auch mit dem Regio-Radler zurück auf die Hunsrückhöhen gelangen.
Wir haben noch 28 km rauf bis Kell vor uns. Läuft. Wir liegen gut in der Zeit und gönnen uns somit - damit wir unserem Namen auch gerecht werden - einen leckeren Cappuccino, bevor wir die letzte Etappe unter die Pedale nehmen.
Pünktlich gegen 13.00 Uhr erreichen wir wieder Kell am See, duschen
schnell, packen die Autos, bevor wir uns zum letzten Mal für dieses Wochenende von Michael sehr lecker und gut bekochen lassen.
Es war ein tolles Wochenende mit Euch und hat - trotz meines Schwächelns am Samstag - riesig Spaß gemacht!
Kommt alle gut nach Hause! Bis zum nächsten Radsportcamp 2016 in Kell am See: am 1. Septemberwoche 2016! Termin vormerken!
Kette rechts!
Nachklapp:
- Beim 2016er Radcamp konnte ich nicht dabei sein. Aber in 2017 wieder. Und hier ging es mit den Gipfelstürmern schließlich auch auf den Erbeskopf!
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