Und zwar durch die Mitte des Brandenburger Tores. Diese durften bis zur Abdankung von Kaiser Wilhelm II. in 1918 nur Mitglieder der kaiserlichen Familie nutzen.
Aber von Beginn an: Wir - Kümmerer und Helfer der VOR-TOUR der Hoffnung - sind in unserem Jubiläumsjahr "20 Jahre VOR-TOUR" auf BPA-Informationsfahrt nach Berlin unterwegs.
BPA steht für Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, welches im Namen der Bundestagsabgeordneten diese politischen Fahrten nach Berlin organisiert. Ziel dieser Fahrten ist es, über die Politik und die Geschichte Deutschlands zu informieren und den Teilnehmern die Abläufe des Bundestages näher zu bringen.
Wir reisen auf Kontingent von zwei Bundestagesabgeordneten, die auch uns bei der VOR-TOUR begleiten und unterstützen.
Mit im Gepäck um die Anreise angenehmer zu gestalten haben wir unseren VOR-TOUR-der-Hoffnung Wein. Schnell vergeht die Bahnanreise, wir werden in Berlin bereits erwartet und zu unserer Unterkunft in Siemensstadt gebracht.
Siemensstadt liegt im Osten Spandaus. Diese Großsiedlung besteht v.a. aus Industriebauten der Siemenswerke und Wohnsiedlungen mit Kleinstwohnungen für die Siemensmitarbeiter.
Gewaltige hohe Backsteingebäude prägen noch heute das Bild dieses inzwischen relativ dünn besiedelten Stadtteils von Berlin.
Früh am nächsten Morgen führt uns der Weg quer durch Berlin in Richtung Brandenburger Tor.
Diese Stadtrundfahrt ist bestückt mit einem Feuerwerk von Informationen. Nicht alle habe ich behalten können. Auch werde ich die, die ich behalten habe, nicht in einem Blogartikel aufbereiten und einbringen können - es würde den Rahmen sprengen. Aber stichpunktartig möchte ich einige hier festhalten, um zu gegebener Zeit die Informationen wieder aufgreifen zu können. Und wer weiß - vielleicht hat der ein oder andere von Euch hierzu noch ein paar Lesetipps und Hinweise für mich (gerne das Kommentarfeld unten nutzen 😉), so dass ich zu gegebener Zeit diese weiter vertiefen kann.
Da ist mir u.a. in Erinnerung geblieben.....
- ....der Lesetipp von unserem Guide: "Fatherland" - ein Roman von Richard Harris. Die Geschichte spielt 1964 in einem Nazideutschland, welches - in der Fiktion des Autors - den 2. Weltkrieg nicht verloren hat. In Deutschland fand sich erst kein Verlag, der diesen Bestseller (in 30 Sprachen erschienen) auflegen wollte. Das Buch steht bei mir bereits auf der Einkaufsliste
- ....die Straße des 17. Juni, gesäumt von den "Speer-Laternen", die erst zur Zeit des Nationalsozialismus diese Breite von 85 m erlangte mit dem Ziel, Berlin zur "Welthauptstadt Germania" umzubauen
- ....das Umplatzieren der Siegessäule, die ursprünglich vor dem Reichstagsgebäude stand, hier in den Großen Stern - als weithin sichtbares Zentrum der Straße des 17. Juni
- ....der die Siegessäule umrahmende "Große Tiergarten" - mit einer der größten innerstädtischen Parkanlagen Deutschlands
- ....vorbei am Potsdamer Platz mit der größten zeitgenössischen Architektur Europas
- ....die ca 4 km lange Friedrichsstraße, welche heute mit einer der teuersten und exklusivsten Shoppingmals die sozialen Gegensätze auf engstem Raum widerspiegelt
- ....das Nikolaiviertel, welches für die 750-Jahr-Feier Berlins (1987), nach jahrzehntelanger Vernachlässigung des historischen Stadtkerns, nun für die Feier in wenigen Monaten als "alter" Kern wieder aufgezogen wurde
- ....das Rote Rathaus in Berlin Mitte (1860) - als ein der Bedeutung der Stadt würdiges Monument war das Rote Rathaus direkt zu klein, so dass ein weiteres Stadtverwaltungsgebäude direkt gegenüber entstand.
Ich muss mich an den Roman von Fontane "Frau Jenny Treibel" erinnern, welcher hier im Berlin des 19. Jahrhunders spielte. Zur Schulzeit eher eine Qual, so habe ich jetzt nochmal Lust, diesen Roman zu lesen.
Auch das Brandenburger Tor am Pariser Platz wäre es wert, einen eigenen Blogartikel zu schreiben. Viel erlebt hat das aus 1791 stammende Tor, welches der preußische König Friedrich Wilhelm II errichten ließ.
Nach dem 2. Weltkrieg war es erst Symbol des Kalten Krieges und stand nach dem Mauerbau inmitten des Sperrgebietes - weder von Osten noch von Westen zugänglich. Nun steht es als Symbol für die Deutsche Wiedervereinigung.
Die von Schadow erschaffene Quadriga auf dem Brandenburger Tor zeigt die Siegesgöttin Victoria, die nach Osten in Richtung Stadtschloss blickt, während sie den von vier Pferden gezogenen Wagen lenkt.
Im Zentrum Berlins steht das höchste Bauwerk Deutschlands: der Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz. In ca 200 m Höhe befindet sich das Restaurant, dessen äußerer Teil drehbar
ist und sich entweder in 30 oder 60 Minuten (dieses ist einstellbar) einmal um 360° dreht.
Angeblich ist der Fernsehturm DAS Key-Visual für ausländische Gäste.
Unsere Zugfahrt nach Berlin haben wir mit einem "Berlin-Quiz" unterhaltsam verkürzt. Mit eine der Fragen hierin war, wo das Café Achteck liegt und welche Bedeutung es hätte.
Nun: ein Cafè Achteck liegt in der Nähe vom Gendarmenmarkt. Es steht für die öffentlichen Pissoirs in Berlin, welche aus sieben grün lackierten gußeisernen Wänden bestehen und für ursprünglich sieben männliche Personen Raum bietet. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden auch Plätze für Damen mit berücksichtigt.
Als schönster Platz Berlins soll der Gendarmenmarkt im Viertel Friedrichsstadt gelten. In Zentrum liegt das Schauspielhaus, flankiert wird der Platz vom Deutschen Dom an der Südseite und vom Französichen Dom an der Nordseite.
Auch dieser Platz erzählt Geschichten. Geschichten von unterschiedlichsten politischen Ereignissen. Hier wurde gegen die gestiegenen Lebensmittelpreise 1847 protestiert (Kartoffelrevolution). Auf
den Stufen des Doms wurden die Gefallenen der Märzrevolution 1848 aufgebahrt. Im Schauspielhaus tagte die Preußische Nationalversammlung ab September 1948 für mehrere Wochen. Am 02. September
1990 fand hier der letzte Staatsakt der DDR-Regierung statt.
Der Französchische Dom liegt am Gendarmenmarkt gegenüber des Deutschen Doms. Er wurde um 1785 an die Französische Friedrichsstadtkirche angebaut, welche für die reformierten
Glaubensflüchtlinge, die Hugenotten, errichtet worden war.
Der Preußenkönig Friedrich II ließ an die gegenüberliegende Neue Kirche und an die Französische Friedrichsstadtkirche zwei fast identische, funktionslose Türme anbauen - zur besseren
städtebaulichen Wirkung und Prachtentfaltung: Deutscher Dom und Französischer Dom.
Mittags sind wir zu Gast in der "Vertretung des Landes beim Bund und der Europäischen Union" - kurz Landesvertretung Rheinland-Pfalz, In den Ministergärten. Von deren
Dachterrasse hat man einen Blick zum Reichstagsgebäude und über das Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Uns werden die Aufgaben unserer Landesvertretung vorgestellt und erläutert. Unsere Landesvertretung eröffnete 2000 und hat derzeit ca 60 Mitarbeiter. Hier vor Ort in Berlin (und auch in Brüssel)
sitzen u.a. die Spiegelreferenten der Ressorts der Staatskanzlei in Mainz. Ziel ist es, im Förderalismus unsere Landespolitik mit der Politik Deutschlands zu koordinieren. Hierzu dienen diese
beiden Vertretungen in Brüssel und Berlin als Schnittstelle.
Unsere Spiegelreferenten in der Landesvertretung stimmen somit die Entscheidungen im Bundesrat (der Kammer der Länder) mit Mainz ab und vertreten unsere Länderinitiativen auf
Bundesebene.
Weiter führt uns unser Weg zum Deutschen Bundestag. Hier erwartet uns nun die erste von insgesamt fünf Kontrollen (Passkontrollen, Sicherheitsschleusen) während der folgenden
Tage.
Nach längerem Warten und ...Warten ... nehmen wir endlich Platz auf der Besuchertribüne des Deutschen Bundestages und.... warten, bis uns anschaulich und interessant alles Wissenswerte
vorgestellt wird: Aufgaben, Arbeitsweisen, Zusammensetzung des Parlaments, Geschichte und Architektur des Gebäudes.
Der Bundesadler, das deutsche Staatssymbol, ist einköpfig, wendet sein Haupt nach seinem rechten Flügel und hat keine Krone auf dem Kopf. Dies sind die einzig definierten Merkmale, so dass es
durchaus zu unterschiedlichen Ausgestaltungen kommen kann: Bundespräsident, Bundesrat, Bundesverfassungsgericht und Bundestag haben unterschiedlich gestaltete Adler.
Wir erfahren u.a., dass die Fläche des Adlers im Bundestag 58 qm umfasst, dass die Farbe der Stühle im Plenarsaal "reichstagsblue" ist, dass durch ein trichterförmiges Lichtumlenkelement der Kuppel mit 360 Spiegeln zusätzliches Tageslicht in den Plenarsaal gelangt, dass der bis ins Plenum reichende Trichter die Abluft des Saales nach oben ins freie transportiert und: dass der Hammelsprung - eine Form der Abstimmung im Parlament - aus der griechischen Mythologie entlehnt ist, in der ein geblendeter Zyklop seinen Widdern über den Rücken streicht, um Odysseus und dessen Gefährten zu ertasten.
Ein Besuch der Kuppel mit ihren 3.000 Quadratmetern Glas darf nicht fehlen. Ausgestattet mit einem Audioguide schraube ich mich die 230 m lange spiralförmig angelegte Rampe Meter
um Meter weiter hinauf in die Kuppel. An den relevanten Punkten startet mein Audioguide durch Kontaktpunkte, weist mich auf die umliegenden Gebäude mit ihren Geschichten hin, gibt mir viele
weitere Informationen zur Kuppel, deren Entstehung und deren Funktionen.
Der erste Tag neigt sich fast dem Ende.
Auf dem "Nach-Hause-Weg" Richtung Siemensstadt liegen u.a. .....
- ....die Kongreßhalle im Großen Tiergarten, liebevoll wegen ihres Aussehens auch als Schwangere Auster bezeichnet. Sie ist Sitz der Organisation "Haus der Kulturen der
Welt"
- ....das Schloss Bellevue am Nordrand des Großen Tiergartens, der Amtssitz des deutschen Bundespräsidenten. Die Standarte weht auf dem Dach des Schlosses. Der Präsident ist wohl zu Hause.
Die Standarte wird nur eingeholt, wenn der Bundespräsident in einem anderen Land eine offizielle Residenz errichtet oder wenn er in seinem Bonner Amtssitz Termine wahrnimmt
- ....das Schloss Charlottenburg im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Es beherbergte schon Schlosstheater, Möbelspeicher, Lazarett...und heute Museum. U.a. kann man die Wohnung von Friedrich dem Großen hier besichtigen. Als Naherholungsgebiet für die Berliner dient der dahinter liegende 55 Hektar große Schlossgarten.
Dieses Schloss wurde zu 85% im 2. Weltkrieg zerstört. Man plante, alles abzureißen und hier eine Plattensiedlung hochzuziehen. Der Widerstand der Bevölkerung hat dies
verhindert.
- ....die evangelische Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche im Ortsteil Charlottenburg. Im nicht zerstörten alten Teil der Kirche ist heute ein Museum.
Eingeweiht wurde die Kirche mit ihren fünf Türmen am 01. September 1895. Nach dem Luftangriff im November 1943 wurde sie zerstört und erst mal ihrem Verfall in den kommenden Jahren bis 1957
überlassen. Statt schließlich die Ruine ganz abzureißen und hier eine neue Kirche zu bauen, entschied man sich, den 71 m hohen Hauptturm der Ruine als Mahnmal gegen den Krieg stehen zu
lassen
Habt ihr gewusst,
- dass Charlottenburg bis 1920 eine eigene Stadt war? Und dazu noch die reichste Stadt nach Essen und Düsseldorf? Charlottenburg konnte viele Jahre die Eingemeindung durch Berlin
unterlaufen. Nach Abdanken des Kaisers wurde die Stadt jedoch rasch eingemeindet
- dass in Charlottenburg Prämien von bis zu 60.000 DM bezahlt wurden, damit man die Stuckfassaden an den schönen alten Häusern abschlug? Damit sich diese schönen Häuser nicht so sehr von denen
absetzen, die in der Nachkriegszeit in die Baulücken gesetzt wurden
- dass unser erster Bundeskanzler, Konrad Adenauer, auch Erfinder war? Er hat ein mit batteriebetriebenes Stopfei mit Innenbeleuchtung für das Strümpfestopfen erfunden. Oder ein Garten-Mehrzweckgerät "Harke mit Hammerkopf" und einen elektrischen Insektentöter (der allerdings auch für den Anwender lebensgefährlich war).
Für eine Sojawurst oder das Notzeitenbrot erhielt er sogar Patente.
Am nächsten Morgen machen wir uns früh auf zum Abgeordnetenhaus von Berlin: Kontrolle, die zweite.
In diesen, im Stile der italienischen Hochrenaissance entworfenen, Gebäuden war früher der Preußische Landtag untergebracht. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Gebäude als
Offizierscasino genutzt, nachdem Göring es als Haus der Flieger umbauen ließ. Noch in den letzten Kriegstagen wurde es schwer zerstört und diente nach Instandsetzung als Sitz der ersten
DDR-Regierung, als Abhörstandort des Ministeriums für Staatssicherung und schließlich - nach der Wiedervereinigung - als Abgeordnetenhaus.
Eindrucksvoll ist die Wandelhalle: sie verbindet Bibliothek und Casino und dient als Parlamentslobby, in der sich die Abgeordneten treffen, mit Bürgern und Interessensvertretern diskutieren.
Dieser Raum wurde durch die Weimarer Republik, die NS-Zeit, die DDR-Zeit bis heute verändert und unterschiedlichsten Nutzungen zugeführt (u.a. diente der Raum als Frauengymnastikraum und als
Sonderverkaufsstelle für Jeansbekleidung zu DDR-Zeiten).
Das Abgeordnetenhaus beherbergt u.a. die Galerie der Berliner Ehrenbürger - derzeit 112 (excl. derer, denen diese aberkannt wurde wie z.B. Goebbels, Göring, Hitler) an der Zahl. Mit zu den Berliner Ehrenbürgern zählen z.B. Theodor Heuss, Konrad Adenauer, Nelly Sachss, Herbert von Karajan, Ronald W. Reagen, George Bush, Wolf Biermann.
Kontrolle, die dritte - dieses mal durch das BKA: wir sind auf dem Weg ins Bundeskanzerlamt!
Noch während wir an der verabredeten "blauen Stele" warten, werden Absperrungen aufgebaut. Doch nicht etwa unseretwegen?
Endlich werden wir aufgefodert, das Gebäude zu betreten. Das Prozedere kennen wir ja jetzt schon aus dem ff: Personalausweis, Röntgengerät Taschen und Jacken, Sicherheitsschleuse. Schließlich sind wir drinnen: Im Bundeskanzleramt.
Wir machen einige nette Bekanntschaften 😉, treffen eine Rheinland-Pfälzerin vom Rhein, die bereits seit über 20 Jahren im Bundeskanzleramt arbeitet, man ermöglicht uns, einen ganz kurzen Blick in den Raum zu werfen, in dem das Kabinett tagt und erfahren, dass die Bundeskanzlerin heute vormittag einen Staatsgast aus Honduras, den Präsidenten Juan Orlando Hernández, empfängt. Hierfür also die Absperrungen.
Aber: bevor die Bundeskanzlerin Herrn Hernández empfängt nimmt sie sich einen kurzen Augenblick Zeit für uns! Wir treffen sie in der Skylobby auf der 7. Ebene des Bundeskanzleramtes vor ihrem Büro.
Sie weiß durchaus, für was die VOR-TOUR der Hoffnung steht und für was wir uns einsetzen! Das ist toll!
Wir haben die Möglichkeit, ihr ein kleines Gastgeschenk zu überreichen (da war aber jemand von uns gut vorbereitet 😉. Woher er nur wissen konnte, dass wir Frau Bundeskanzerlin Merkel treffen?):
Unsere Kette mit Fahrradketten-Gliedern als Anhänger: egal, welches Pedal man tritt, ohne Kette geht es nicht. Und alle Kettenglieder greifen ineinander, jedes hat seinen Platz und gemeinsam
bewegt man Großes!
Fotos gemacht, Hände geschüttelt...und schon eilt Frau Bundeskanzlerin Merkel weiter: Der Staatsgast aus Honduras fährt ein.
Wir dürfen am Rande mit dabei sein, alles mit verfolgen. Mit diesem kleinen Video habe ich versucht, diesen Moment mit einzufangen:
Die Reporter warten bereits im Pressebereich vor der bekannten blauen Pressewand, vor der die Bundeskanzlerin und weitere Regierungsmitglieder ihre Erklärungen abgeben, auf die Ergebnisse des Gespräches mit dem Staatspräsidenten aus Honduras.
Und bereits wenige Minuten, nachdem der Staatsgast mit der Bundeskanzlerin das Bundeskanzleramt betreten hat, ist im Ehrenhof kaum noch zu erkennen, was hier gerade geschehen ist, so schnell ist der rote Teppich wieder eingerollt. Was bleibt und wohl nicht so schnell wegzuschaffen ist, ist die 90 Tonnen schwere Skulptur "Berlin" im Innenhof.
Unsere Führung durch das Bundeskanzleramt mit den 450 Mitarbeitern geht weiter,
- führt vorbei an der Skulptur "Die Philosophin" als Inbegriff des nachdenklichen Menschen
- durch die verschiedenen Farbräume, mit denen die großen Flächen im Inneren des Bundeskanzleramtes gestaltet sind und die gewisse Symbole widerspiegeln (Rot = Tapferkeit, Umbra = Löwenfarbe für Kraft und Stärke usw.)
- durch das Foyer mit Kanzlergalerie
- vorbei an den vielen Geschenken, die die Kanzler erhalten haben (ob unsere Kette hier auch in den Vitrinen mit ausgestellt wird?)
- und schließlich entdecken wir auch den Spickzettel, den J.F. Kennedy am 26. Juni 1963 hatte, als er die berühmten Worte "Ich bin ein Berliner" sprach.
Kontrolle, die vierte: Im Paul-Löbe-Haus.
Das Haus ist benannt nach dem letzten demokratischen Reichstagspräsidenten der Weimarer Republik, liegt direkt neben dem Reichstagsgebäude und beherbergt die Ausschüsse des
Bundestages.
Hier treffen wir uns mit den zwei rheinland-pfälzischen Bundestagsabgeordneten zu einem Austausch und Diskussion zu anstehenden Themen und Fragen.
Dass die Vorstellung der und durch die zwei Abgeordneten sehr ausführlich ausfiel und somit die Diskussion etwas kürzer, war sicherlich unbeabsichtigt 😉.
Die Arbeit des Bundestages geschieht vornehmlich in den ständigen Fachausschüssen, die hier im Paul-Löbe-Haus untergebracht sind. Diese Fachausschüsse sind meist dem Arbeitsbereich eines Bundesministeriums zugeordnet. Die Ausschüsse sind "vorbereitende Beschlussorgane" des Bundestages. Eigentlich wird hier im Ausschuss schon entschieden, da sich die meisten Abgeordneten auf das in den Ausschüssen mit Detailwissen Erarbeitete verlassen und ihr Votum entsprechend abgeben. Derzeit haben wir 23 ständige Ausschüsse. Sie unterscheiden sich von Vermittlungs- oder Untersuchungsausschüssen und sind gemäß den Kräfteverhältnissen im Parlament mit den Abgeordneten der verschiedenen Fraktionen besetzt.
Das Paul-Löbe-Haus auf der Westseite der Spree bildet zusammen mit dem Kanzleramt und dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus auf der Ostseite der Spree das "Band des Bundes".
Den Tag schließen wir ab mit dem Besuch des Dokumentationszentrums "Topographie des Terrors" gegenüber des Berliner Abgeordnetenhauses.
Doch das Thema und die Fülle an Information in diesem Zentrum bedarf mehr Zeit! Und einen freieren Kopf!
Ich werde hier nochmal explizit wiederkommen - eigens, um diese Dokumentationsstätte zu besuchen.
Schließlich am letzten Tag: Kontrolle, die fünfte.
Das Bundesfinanzministerium.
Seit 1999 sitzt das Bundesfinanzministerium hier im Detlev-Rohwedder-Haus im historischen Regierungsviertel Berlins.
Dieses Haus wurde 1935/36 innerhalb von 18 (!) Monaten erbaut als eines der Prestigebauten des nationalsozialistischen Regimes. Es musste vor den Olympischen Spielen fertig werden. Bis Kriegsende
residierte hier das Reichsluftfahrtministerium - Hermann Görings Machtzentrum.
Dieses Gebäude war und ist mit seinen mehr als 2.100 Innenräumen, fast 7 km Fluren, 17 Treppenhäusern, 56.000 qm Nutzfläche eines der größten Bürokomplexe in Berlin.
Nach Kriegsende nutzten es die Sowjets und schließlich erklärte sich hier im Oktober 1949 der Deutsche Volksrat und setzte die Verfassung der DDR in Kraft. Jetzt war die Teilung Deutschlands
juristisch vollzogen.
Bevor das Gebäude 1965 als "Sprungbrett" in den Westen für die Familie Holzapfel dient, gerät es als Zentrum der Regierungsgewalt in den Mittelpunkt des Volksaufstandes zum 17. Juni
1953.
Und die Holzapfels?
Die sind mit der Seilbahn über die Mauer. Vom Dach dieses "Haus der Ministerien"! Heinz Holzapfel aus Leipzig, 34 Jahre, Industrieökonom und Produktionsplaner, glaubt nicht mehr an den Erfolg des Sozialismus. Er lässt sich mit seiner Frau Jutta und seinem 9-jährigen Sohn Günter im Gebäude einschließen - dies fällt unter 6.000 Mitarbeitern und privilegierten Funktionären nicht auf. Die Fluchtwerkzeuge haben die Holzapfels in monatelanger Vorbereitung hergestellt. Dazu gehören eine handgedrechselte Seilrolle, Handschuhe, Schleichsocken, schwarze Kleidung, Aktentasche mit Papieren uvm. Sie wollen vom Dach mit einer Seilbahn die Mauer überwinden. Das können sie nicht alleine. Unterstützt werden sie vom Bruder Kurt Holzapfel aus Mainz, dem Schwager Hermann Schmidt aus Nürnberg und den Brüdern von Jutta, Gerhard und Kurt Lindner aus Burgheim. Heinz, Jutta und Günter gehen auf's Dach.
Sie werden die ganze Zeit von einem sowjetischen Luftbeobachtungsposten observiert.
Sie werfen einen Hammer an dem eine Perlonschnur befestigt ist, vom Dach über die Mauer. Die Helfer auf der anderen Seite lösen den Karabinerhaken und verbinden die Perlonschnur mit einem 8 mm
dicken Stahlseil. Heinz und Jutta ziehen das schwere Seil nach oben und befestigen es am Fahnenmast. Günter rollt als erster mit der Seilschlinge über den 25 m tiefen Abgrund. Dann Jutta. Als
letzter versucht es Heinz. Doch er kommt an der Dachkante nicht vorbei. Die Helfer auf der anderen Seite der Mauer brauchen lange, bis sie merken: sie müssen das Seil lockern, so dass Heinz das
Seil am Fahnenmast noch oben schieben kann und er über die Dachkante hinweg kommt.
Der sowjetische Beobachungsposten glaubt, das Ministerium für Staatssicherheit der DDR versuche, eigene Agenten unbemerkt in den Westen zu schleusen und schlägt daher keinen Alarm. (vgl.
Buddenberg, Susanne/Henseler, Thomas (2015): Familie Holzapfel. Mit der Seilbahn über die Mauer).
Bei unserem Besuch im Finanzministerium erfahren wir viel über die Geschichte des Hauses. Aber auch über die aktuellen Herausforderungen des Bundesministeriums für Finanzen, dessen Abteilungen,
Aufstellung des Bundeshaushaltes, Unterschiede von Gemeinschafts-/Bundes-/Landes-/Gemeindesteuern und treten schließlich in eine spannende Diskussion mit dem Mitarbeiter des Ministeriums
ein.
Mein Fazit unserer Diskussion: es gilt weder Schwarz noch Weiß. Es gilt Kompromissbereitschaft. Es gilt Hinhören und Zuhören. Es gilt Aufeinanderzugehen. Es gilt Visionen haben. Es gilt Mut
haben. Es gilt Ziele verfolgen. Es gilt Machen!
Und so ganz nebenbei, soll der neue 007 in Berlin vorgestellt werden. Es heißt, Daniel Craig ist selbst auch vor Ort im Sony Center. Die Bühnen-Deko und Vorbereitungen hierzu nehmen wir wahr. Doch, wenn Daniel Craig kommt, sind wir schon wieder auf dem Weg zurück nach Koblenz.
Aber - ich habe erfahren (danke, Facebook!) - die Filmpremiere wurde unterstützt und ausgestattet mit Wein und Sekt aus Rheinland-Pfalz. Na, da hoffe ich aber, das Daniel Craig unseren Wein und
Sekt zu schätzen lernte! Und wer weiß - vielleicht haben wir in ihm ein neues Testimonial für unsere wunderschönen (Wein)-Landschaften gewinnen können 😎.
Wir aber machen uns wieder auf den Heimweg!
Abfahrt: Hfb Berlin. Ankunft: Hbf Koblenz. Erkennungszeichen: Weiße Lunchtüte von der "Butterstulle".
Und dieser Hinweis darf nicht fehlen: Dieser Blogartikel konnte so nur durch die Einladung der MdB's im Rahmen ihrer durch das BPA organisierten politischen Fahrten, an denen ich im Oktober 2015
erstmalig teilnehmen konnte, zustande kommen.
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